Biedermann oder Brandstifter: Konrad Henlein

Konrad Henlein - Biedermann oder Brandstifter? Die Sudetenkrise 1938 www.generationengespräch.de

Kon­rad Hen­lein, Sude­ten­deut­scher mit tsche­chi­schem Groß­va­ter, war Turn­leh­rer und woll­te nach eige­nem Bekun­den auch nie etwas ande­res sein. Er wur­de zum Aus­hän­ge­schild natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Sude­ten­deut­scher, die in den 1930er Jah­re kräf­tig am Welt­frie­den zün­del­ten und die Sude­ten­kri­se 1938 anzet­tel­ten.

War Hen­lein nur Hit­lers Mario­net­te und Brand­stif­ter — oder auch Bie­der­mann mit einem eigent­lich ernst­haf­ten Anliegen?

Eine Verbindung aus Fetzen und Flicken

Am Ende war es schnell vor­bei mit der eins­ti­gen Pracht und Herr­lich­keit.
Rund 640 Jah­re wur­de der Bal­kan durch das Rie­sen­reich der Habs­bur­ger beherrscht, dann lös­te sich die k.u.k Dop­pel­mon­ar­chie im Herbst 1918 über Nacht in Nichts auf.

Aus der Kon­kurs­mas­se Öster­reich-Ungarns, dem Viel­völ­ker­staat, der von vie­len auch als ‚Völ­ker­ker­ker’ bezeich­net wur­de, ent­stan­den neue Natio­nal­staa­ten; von denen die meis­ten vor­her noch nie exis­tiert hat­ten. Zu den Natio­nen, die nach dem Endes des Ers­ten Welt­krie­ges neu “erfun­den” wur­den, gehör­te auch die Repu­blik Tschechoslowakei.

Die trei­ben­de Kraft hin­ter der bis 1918 völ­lig unbe­kann­ten Nati­on  waren der tsche­chi­sche Phi­lo­so­phie-Pro­fes­sor, Poli­ti­ker und spä­te­re Staats­prä­si­dent Tomáš Gar­ri­gue Masa­ryk und sein engs­ter Mit­ar­bei­ter Edvard Beneš.

Masa­ryk und Beneš waren bei Kriegs­aus­bruch im August 1914 emi­griert und leb­ten abwech­selnd in Frank­reich und Groß­bri­tan­ni­en im Exil.

Mit viel Zähig­keit und diplo­ma­ti­schem Geschick errei­chen sie schließ­lich, dass die bei den Kriegs­geg­nern Öster­reich-Ungarns eigent­lich unbe­deu­ten­de ‚tsch­echo-slo­wa­ki­sche Fra­ge’ auf die Tages­ord­nung kommt und nach Kriegs­en­de gelöst wer­den soll.

Unter­mau­ert wird ihr Plan mit Hil­fe einer tsche­cho­slo­wa­ki­sche Exilar­mee (Tsche­cho­slo­wa­ki­sche Legi­on), die auf den Schlacht­fel­dern des Ers­ten Welt­krie­ges gegen Öster­reich-Ungarn und das Deut­sche Reich kämpft.

Der erste Präsident der Tschechoslowakei, Tomáš Garrigue Masaryk, 1918
Der ers­te Prä­si­dent der Tsche­cho­slo­wa­kei, Tomáš Gar­ri­gue Masa­ryk, 1918

Es ist eine Geburt mit gro­ßen Schönheitsfehlern.

Die Slo­wa­ken, die nach dem Wil­len Masa­ryks und Beneš unbe­dingt ein Teil der neu­zu­grün­den­den Repu­blik sein soll­ten, hat­ten sich lan­ge geziert und ihre Freu­de, ein Teil der Tsche­cho­slo­wa­kei sein zu sol­len, hält sich in Grenzen.

Slo­wa­ken spre­chen eine ande­re Spra­che, haben ande­re Wur­zeln und Tra­di­tio­nen und fühl­ten sich gegen­über den moder­nen und auf­ge­schlos­se­nen Tsche­chen als Hin­ter­wäld­ler — als klei­ne, häss­li­che Brü­der. Ein Gefühl, das Jahr­zehn­te über­dau­ern wird und spä­ter maß­geb­lich am Ende der Repu­blik betei­ligt ist.

“… Die Tsche­cho­slo­wa­kei ist eine Ver­bin­dung von Fet­zen und Fli­cken, für die kein bri­ti­scher Sol­dat ster­ben soll.” 

Neville Cham­ber­lain, bri­ti­scher Pre­mier­mi­nis­ter 1937 — 1940 

Aber man brauch­te sie zur Staats­grün­dung, denn es gab auf dem Ter­ri­to­ri­um, auf dem die Tsche­cho­slo­wa­kei ent­ste­hen soll­te, zu vie­le Deutsch­stäm­mi­ge und zu weni­ge Tschechen.

Für die jun­ge Repu­blik muss eine genü­gend gro­ße Bevöl­ke­rungs­zahl geschaf­fen wer­den, um drei Mil­lio­nen deutsch­spra­chi­ge Bür­ger als Min­der­heit dekla­rie­ren zu können. 

Das, was als neue jun­ge Nati­on ent­steht, ist wie das unter­ge­gan­ge­ne Reich der Habs­bur­ger ein Viel­völ­ker­staat mit gro­ßen Min­der­hei­ten und klei­nen Mehr­hei­ten, die sich gegen­sei­tig nicht beson­ders mögen.

Sudetenland Konrad Henlein 1938 Generationengespräch
Sprach­ver­tei­lung in der Tsche­cho­slo­wa­kei um 1930, „Tsche­cho­slo­wa­kei Sprach­ver­tei­lung um 1930 — erstellt 2008–10-29“ von deri­va­ti­ve work: Hen­ry Mühl­pfordt (talk)Czechoslovakia1930linguistic.jpg: Mari­usz Pazdzio­ra — Czechoslovakia1930linguistic.jpg. Lizen­ziert unter CC BY 3.0 über Wiki­me­dia Commons 

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker

Die Wür­fel sind längst gefal­len, als im Okto­ber 1918 die deutsch­spra­chi­ge Bevöl­ke­rung in Böh­men und Mäh­ren auf­wacht und sich als Bür­ger und gleich­zei­tig Min­der­heit der neu gegrün­de­ten Repu­blik Tsche­cho­slo­wa­kei wiederfindet.

Auch die Deutsch­stäm­mi­gen pochen auf das Maß aller Din­ge jener Zeit — das Ver­spre­chen des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten Wil­son über das Selbst­be­stim­mungs­recht der Völ­ker — und möch­ten sich der gera­de ent­ste­hen­den Repu­blik Deutsch­ös­ter­reich anschließen.

Aber es ist zu spät.

Bei den Frie­dens­ver­hand­lun­gen in Ver­sailles und den ande­ren “Vor­ort­ver­hand­lun­gen” sit­zen die Tsche­cho­slo­wa­ken mit den Sie­gern am Tisch, Kriegs­ver­lie­rer wie Öster­reich und Deutsch­land fin­den kein Gehör und müs­sen drau­ßen bleiben.

Als wäh­rend der Ver­hand­lun­gen immer deut­li­cher wird, dass die Chan­cen auf ein ver­ei­nig­tes Deutsch-Öster­reich unge­fähr genau­so groß sind wie Kolat­schen ohne Mehl, wer­den pro-öster­rei­chi­schen Demons­tra­tio­nen orga­ni­siert. Das über­for­der­te und ner­vö­se tsche­chi­sche Mili­tär schießt in die wüten­de Men­ge. Es gibt meh­re­re Tote — es sind die ers­ten deutsch­spra­chi­gen Märtyrer. 

Ein wei­te­rer Geburts­feh­ler der jun­gen Nation.

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Die dra­ma­ti­sche Zwi­schen­kriegs­zeit 1918 bis 1939 in Euro­pa in Spiel­sze­nen und bis­lang unver­öf­fent­lich­tem Ori­gi­nal-Film­ma­te­ri­al basie­rend auf Tage­bü­chern, Brie­fen und Fotos ARTE-per­fekt in Sze­ne gesetzt. Kei­ne Wis­sen­schaft­ler aus dem Off — son­dern Men­schen, ihre Träu­me und Schick­sa­le zusam­men­ge­fasst in tol­len neu­en und alten Bil­dern, die uns ihre Zeit nahe brin­gen. Sehr sehens­wert!

Krieg der Träu­me 1918–1939 [3 DVDs]*, 2018, FSK 12 

Plötzlich Minderheit

Zwar garan­tie­ren die neu­en Herr­scher in Prag ihren zwangs­re­kru­tier­ten deutsch­spra­chi­gen Neu­bür­gern umfas­sen­de Min­der­hei­ten­rech­te, in der Rea­li­tät hand­ha­ben sie aber vie­les wie ihre Vor­gän­ger, nur mit umge­kehr­ten Vor­zei­chen, manch­mal sogar noch härter.

Hat­te das alte Regime in Wien sei­nen Unter­ta­nen unter­schied­lichs­ter Natio­na­li­tä­ten bis 1918 noch klei­ne­re Zuge­ständ­nis­se gemacht, um sie fried­lich zu stim­men (oder es zumin­dest ver­sucht), gab es unter der neu­en Regie­rung kein Par­don mehr.

Die tsche­cho­slo­wa­ki­sche Regie­rung in Prag ver­langt bei­spiels­wei­se von ihren deutsch­spra­chi­gen Staats­be­diens­te­ten per­fek­tes Tsche­chisch — und zwar von allen, vom ein­facheb Brief­trä­ger bis zum Hochschulprofessor.

Die Sprach­prü­fung war schwer und wird von den Deut­schen gefürch­tet.

Latein­leh­rer müs­sen bei­spiels­wei­se Goe­thes ‚Faust’ auf Tsche­chisch rezi­tie­ren kön­nen, um zu bestehen. Ein gro­ßer Teil der wacke­ren deutsch­spra­chi­gen Beam­ten und Behör­den­ver­tre­tern schei­tert und ver­liert dadurch nicht nur die alte Hei­mat, son­dern auch Brot­er­werb und Posten.

Man fühlt sich nicht nur wirt­schaft­lich abge­hängt, son­dern auch deang­sa­liert und unnö­tig gepie­sackt — und als Frem­de im eige­nen Land, in dem vie­le deutsch­spra­chi­ge Fami­li­en schon seit Gene­ra­tio­nen leben.

Die zweite Schweiz Europas

Deutsch­böh­men und Deutschmäh­ren sind die Filet­stück­chen aus der Kon­kurs­mas­se der k.u.k. Dop­pel­mon­ar­chie und für die jun­ge Repu­blik Tsche­cho­slo­wa­kei ein uner­mess­lich wert­vol­ler Gewinn.

Seit der Zeit der Habs­bur­ger Mon­ar­chie lie­fern die hoch­in­dus­tria­li­sier­ten Pro­vin­zen mit ihren gut aus­ge­bil­de­ten Arbeits­kräf­ten rund zwei Drit­tel aller Industrieprodukte.

Nach 1918 ermög­li­chen sie der tsche­cho­slo­wa­ki­schen Wirt­schaft, der es nach dem Krieg ähn­lich schlecht wie der im besieg­ten Deutsch­land oder Öster­reich geht, her­aus­ra­gend gute Start­be­din­gun­gen.

Ohne Repa­ra­ti­ons­for­de­run­gen, mit einer leis­tungs­fä­hi­gen Indus­trie — vor allem in den dazu­ge­won­ne­nen deutsch­spra­chi­gen Gebie­ten — , gut aus­ge­bil­de­ten Fach­ar­bei­tern, aber auch einer sehr geschick­ten Wirt­schafts­po­li­tik gelingt es dem jun­gen Staat, inner­halb kur­zer Zeit sein Wirt­schafts­le­ben anzukurbeln.

Die Tsche­cho­slo­wa­kei ent­wi­ckelt sich schnell zu einer der stärks­ten Volks­wirt­schaf­ten Euro­pas, sie gilt bald als „zwei­te Schweiz Euro­pas“.

Der wach­sen­de Wohl­stand und eine für die­se Zeit bemer­kens­wer­te Sozi­al­ge­setz­ge­bung mit Ein­füh­rung des Acht-Stun­den-Tages, umfas­sen­den Sozi­al­ver­si­che­run­gen und einem Pro­gramm für sozia­len Woh­nungs­bau bil­den den Kitt für das neue Zusam­men­le­ben von Tsche­chen, Deut­schen und Slowaken.

Die gute öko­no­mi­sche Ent­wick­lung beru­higt die Gemü­ter  – auch wenn der Groll der Min­der­hei­ten bleibt.

Die Weltwirtschaftskrise 1929

Ver­spä­tet, aber mit vol­ler Wucht trifft die Welt­wirt­schafts­kri­se ab 1929 auch die Tsche­cho­slo­wa­kei und sorgt dafür, dass — wie in vie­len ande­ren Län­dern auch — das Pul­ver­fass aus lan­ge kaum ver­deck­ten Miss­mut explodiert. 

Die Export-Pro­duk­te, die die Wirt­schaft bis­lang stark gemacht haben – ver­edel­ter Stahl, Autos, Flug­zeu­ge und hoch­ent­wi­ckel­te Waf­fen — kann nie­mand mehr bezah­len, Absatz und Pro­duk­ti­on sin­ken rapide.

Im März 1933 erreicht die Kri­se ihren Höhe­punkt.
Wie über­all auf der Welt ste­hen immer mehr Men­schen am Ran­de des exis­ten­zi­el­len Abgrun­des. Noch schlim­mer als die wirt­schaft­li­che Not, sind die Span­nun­gen zwi­schen den Natio­na­li­tä­ten, die jetzt wie­der aufbrechen.

Der sozia­le Kitt des Wohl­stands, der die Tsche­cho­slo­wa­kei bis­her zusam­men­ge­hal­ten hat, zerbröselt.

Vor allem die Deut­schen, immer­hin mit 3 Mil­lio­nen Men­schen im Ver­gleich zu 7 Mil­lio­nen Tsche­chen und 2 Mil­lio­nen Slo­wa­ken eine sehr gro­ße Min­der­heit, füh­len sich benachteiligt.

Die Kri­se trifft die sude­ten­deut­schen Gebie­te wesent­lich här­ter als den Rest der Repu­blik. Beson­ders die Leicht- und Kon­sum­gü­ter­in­dus­trie im Sude­ten­land lei­det stär­ker unter man­geln­dem Absatz als die Schwer- und Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie im tsche­chi­schen Landesinneren.

Das Eger­land lebt bei­spiels­wei­se vor allem von sei­ner Por­zel­lan­in­dus­trie. Aber wer kauft schon Por­zel­lan, wenn das Geld kaum fürs täg­li­che Brot reicht? 

Konrad Henlein

Meh­re­re Koali­ti­ons­re­gie­run­gen in Prag bemü­hen sich, die Fol­gen des Wirt­schafts­ein­bruchs durch Arbeits­be­schaf­fungs­maß­nah­men, Staats­auf­trä­gen und Agrar­zöl­le zu mil­dern, aber die Zahl der Arbeits­lo­sen steigt trotz­dem rasant an, beson­ders bei den Sudetendeutschen.

Im März 1933 ist jeder fünf­te von ihnen arbeits­los, wobei die Arbeits­lo­sen­quo­te der Deut­schen in der Tsche­cho­slo­wa­kei weit über dem Lan­des­durch­schnitt liegt. Die Not ist so groß, dass Kin­der und Alte verhungern.

Die deutsch­spra­chi­ge Min­der­heit beginnt, auf­zu­be­geh­ren: gegen Hun­ger, gegen die hohe Arbeits­lo­sig­keit, gegen Tsche­chisch als ein­zi­ge offi­zi­el­le Amts­spra­che.
Sie füh­len sich unge­recht behan­delt, und zum Teil ist das wohl auch so.

Zu die­ser Zeit betritt Kon­rad Hen­lein die Bühne.

Konrad Henlein in Karlovy Vary (Karlsbad), 1937, unbekannter Fotograf
Kon­rad Hen­lein in Kar­l­o­vy Vary (Karls­bad), 1937, unbe­kann­ter Fotograf

Er ist ein ehe­ma­li­ger Bank­an­ge­stell­ter, der 1925 das Tur­nen zu sei­nem Beruf macht, eine Leh­rer­stel­le beim Turn­ver­ein in Asch über­nimmt und — nach eige­nem Bekun­den — nie etwas ande­res als Turn­leh­rer sein wollte.

Hen­lein gilt als red­li­che und gewin­nen­de Per­sön­lich­keit, die leicht zu beein­flus­sen ist, und wird trotz­dem – oder viel­leicht gera­de des­halb – im Jahr 1931 zum Füh­rer des Sude­ten­deut­schen Turn­ver­ban­des in der ČSR gewählt.

Wie so oft in jener Zeit gehen auch beim sude­ten­deut­schen Turn­ver­band Sport und Poli­tik Hand in Hand, und Hen­lein beginnt, tief ent­täuscht von den gerin­gen bis­he­ri­gen Erfol­gen (eigent­lich: Miss­erfol­gen) sude­ten­deut­scher Par­tei­en in Prag, sei­ne Tur­ner­be­we­gung zur poli­ti­schen Kraft auszubauen. 

In Prag beob­ach­tet man sowohl Hit­lers Auf­stieg zur Macht im benach­bar­ten Deutsch­land als auch das Trei­ben der hei­mi­schen deutsch­spra­chi­gen Min­der­heit mit wach­sen­der Sor­ge und ver­bie­tet schließ­lich zwei rechts­ra­di­ka­le sude­ten­deut­sche Par­tei­en.

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Wirt­schaft­lich sah es für das Nazi-Regime nach 1933
weit weni­ger rosig aus als häu­fig dar­ge­stellt. Der Mythos Auto­bahn­bau, aber auch Röhm-Putsch, Volks­ge­mein­schaft und vie­les mehr in einem sehr gut recher­chier­tern und aus­führ­li­chen Heft span­nend und sehr infor­ma­tiv. Ein lesens­wer­ter Blick hin­ter die Kulis­sen der ers­ten 1000 Tage des Nazi-Regimes.

GEO Epo­che, Deutsch­land unter dem Haken­kreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ers­ten 1000 Tage der Dik­ta­tur*, Gru­ner + Jahr, 2013 

Dar­auf­hin sieht Hen­lein sei­ne Chan­ce gekom­men und grün­det die „Sude­ten­deut­sche Hei­mat­front” als neu­es rech­tes Sam­mel­be­cken für alle Wüten­den und Frus­trier­ten.

Nur eine Ein­heits­front aller nicht-sozia­lis­ti­scher Par­tei­en, so lau­tet sein Cre­do, kön­ne eine gerech­te­re Min­der­hei­ten­po­li­tik in der Tsche­cho­slo­wa­kei vorantreiben.

Zunächst will Hen­lein vor allem eines: reden.

Die „Hei­mat­front“, spä­ter in SdP – Sude­ten­deut­sche Par­tei – umbe­nannt, fei­ert einen Wahl­sieg nach dem ande­ren und stellt schließ­lich die stärks­te Frak­ti­on im Pra­ger Par­la­ment.

Hen­lein und vie­le sei­ner Anhän­ger hof­fen, dass sich die Wahl­er­fol­ge in der Min­der­hei­ten­po­li­tik der tsche­cho­slo­wa­ki­schen Regie­rung bemerk­bar machen.

Der tschechoslowakische Staatspräsident Edvard Beneš zur Zeit der Sudetenkrise 1938
Edvard Beneš

Aber es pas­siert — nichts.

Staats­ober­haupt der Tsche­cho­slo­wa­kei ist mitt­ler­wei­le Edvard Beneš, Mit­be­grün­der der Repu­blik, Dau­er-Außen­mi­nis­ter und nach Masa­ryks alters­be­ding­tem Rück­zug aus der Poli­tik Staatspräsident.

Beneš schal­tet auf stur und lehnt jede Ver­hand­lung mit dem rechts­las­ti­gen, aber zunächst nicht natio­nal­so­zia­lis­tisch gesinn­ten Hen­lein und sei­ner Par­tei ab.

Mit Zuckerbrot und Peitsche Heim ins Reich

In Ber­lin ist man mitt­ler­wei­le eben­falls auf den ambi­tio­nier­ten Sport­leh­rer Hen­lein auf­merk­sam gewor­den, schließ­lich steht die hoch­ent­wi­ckel­te Tsche­cho­slo­wa­kei mit ihrer moder­nen Auto­mo­bil- und Waf­fen­in­dus­trie schon lan­ge ganz oben auf Hit­lers Agen­da und spielt in sei­nen All­machts­phan­ta­sien eine tra­gen­de Rolle.

Außer­dem ist klar, dass die hoch­ge­rüs­te­te und moder­ne Tsche­cho­slo­wa­kei Hit­lers Kriegs­plä­nen im Osten im Weg ist und des­we­gen weg muss.

Ein Über­fall auf die mit Frank­reich ver­bün­de­te Repu­blik erscheint ris­kant.
Man weiß nicht, wie die Fran­zo­sen reagie­ren. Zudem weiß Hit­ler nicht, wie die Füh­rung der Wehr­macht reagie­ren wird, denn die ist bei wei­tem (noch) nicht bereit, für den “Füh­rer” in einen neu­en Krieg zu ziehen.

Hen­lein und die von ihm orga­ni­sier­ten wüten­den Sude­ten­deut­schen kom­men daher gera­de recht, um Hit­lers tsche­cho­slo­wa­ki­sches Dilem­ma zu lösen.

Er wird nach Ber­lin zitiert und dort mit Hit­lers übli­cher Stra­te­gie aus „Zucker­brot und Peit­sche” gedrängt, sei­ne ‚Hen­lein-Par­tei’ zur „Fünf­ten Kolon­ne” des Reichs aus­zu­bau­en, straff orga­ni­siert und zu allem bereit. 

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Ber­lin 1936: Das 8. Buch der Gere­on-Rath-Kri­mi­rei­he von Vol­ker Kut­scher — und hof­fent­lich nicht das letz­te! Die­ses Mal vor dem Hin­ter­grund der olym­pi­schen Som­mer­spie­le, die die Natio­nal­so­zi­ia­lis­ten erst mur­rend aus der ‘Sys­tem­zeit’ geerbt haben — um sie dann für ihre Pro­pa­gan­da aus­zu­nut­zen. Wie in allen ande­ren Büchern außer Kri­mi ein span­nen­der Ein­blick der Extra­klas­se in die Zeit­ge­schich­te!

Sehr lesens­wert bzw. auch als Pod­cast sehr hörens­wert!
Vol­ker Kut­scher, Olym­pia*, Piper Ver­lag, Novem­ber 2020

Ab 1937 bro­delt es in den deutsch­spra­chi­gen Gebie­ten der Tsche­cho­slo­wa­kei. Nach wie vor sind beson­ders vie­le Sude­ten­deut­sche ohne Arbeit und füh­len sich von der Regie­rung in Prag allein­ge­las­sen, zurück­ge­setzt, benach­tei­ligt, bes­ten­falls gleich­gül­tig behandelt.

Vie­le bli­cken mitt­ler­wei­le sehn­süch­tig auf den ver­meint­li­chen Wohl­stand und die wirt­schaft­li­chen Erfol­ge im Drit­ten Reich, das als ein­zi­ges Land Euro­pas die Fol­gen der Welt­wirt­schafts­kri­se über­wun­den zu haben scheint.

Immer mehr Men­schen sym­pa­thi­sie­ren mit der nach außen so glanz­voll und glück­lich wir­ken­den benach­bar­ten „Volks­ge­mein­schaft“ und ihrem „Füh­rer“ Adolf Hit­ler.
Im Deut­schen Reich scheint es Arbeit und Brot für alle reich­lich zu geben — das lässt sie die eige­ne Mise­re noch bewuss­ter werden.

Die Ers­ten wol­len „Heim ins Reich“.
Und im Gegen­satz zur eige­nen Regie­rung in Prag ver­mit­telt „das Reich“ ganz offen­kun­dig das Gefühl, sie auch haben zu wollen.

Beset­zung der Tsche­cho­slo­wa­kei durch die deut­schen Trup­pen, Okto­ber 1938, UBz: Ein­woh­ner von Eger beim Ein­rü­cken deut­scher faschis­ti­schen Ver­bän­de. Her­aus­ga­be­da­tum: 5. Okto­ber 1938, Scherl / Welt­bild, Bun­des­ar­chiv, Bild 183-H13160 / CC BY-SA 3.0

Das Karlsbader Programm

In bewähr­ter Manier wird Stim­mung gemacht.
SdP ‑Drü­cker­ko­lon­nen zie­hen in sude­ten­deut­schen Städ­ten und Dör­fern von Tür zu Tür und “wer­ben” neue Mit­glie­der — offen­siv und mit frag­wür­di­gen Metho­den: Deutsch­spra­chi­ge Gast­wir­te und Laden­be­sit­zer, die eine Mit­glied­schaft ver­wei­gern, wer­den bei­spiels­wei­se öffent­lich ange­pran­gert und sol­len boy­kot­tiert werden. 

Vie­le Sude­ten­deut­sche hal­ten sich an sol­che Boy­kott­auf­for­de­run­gen, denn es gilt: Ent­we­der, Du bist für uns, oder Du bist ruiniert.

Die Lage wird durch orga­ni­sier­te Kund­ge­bun­gen und Auf­mär­sche wei­ter ange­heizt, SdP-Schlä­ger­trupps lie­fern sich ers­te Stra­ßen­schlach­ten mit tsche­chi­schen Polizisten.

Die Lage eska­liert end­gül­tig nach dem Anschluss Öster­reichs im März 1938, der von vie­len Sude­ten­deut­schen als Vor­zei­chen ihrer eige­nen „Heim ins Reich“-Bewegung gese­hen wird.

Im April 1938 eröff­net Kon­rad Hen­lein schließ­lich mit dem Karls­ba­der Pro­gramm den Fron­tal­an­griff auf die tsche­cho­slo­wa­ki­sche Regie­rung, streng nach Hit­lers Mot­to, immer so viel zu for­dern, dass man nicht zufrie­den gestellt wer­den kann.

Das Münchner Abkommen

Hit­lers Stra­te­gie, die Tsche­cho­slo­wa­kei mit Hil­fe der Sude­ten­deut­schen zu zer­schla­gen, ist für alle, die genau hin­se­hen, sehr durchschaubar.

Auch Staats­prä­si­dent Beneš ist sich der Bedro­hung bewusst und ver­sucht zu ret­ten, was noch zu ret­ten ist. Mit har­ten Ban­da­gen: Er ver­hängt in den sude­ten­deut­schen Gebie­ten das Stand­recht, mobi­li­siert sei­ne Armee und hofft auf sei­nen Bünd­nis­part­ner Frank­reich.
Aber es nützt nichts.

Wie bereits im spa­ni­schen Bür­ger­krieg 1936 ist Frank­reich nicht bereit, mit Hit­ler eine offe­ne Kon­fron­ta­ti­on zu wagen, Groß­bri­tan­ni­en auch nicht.

Statt­des­sen wird im Sep­tem­ber 1938 im Münch­ner Abkom­men ohne Betei­li­gung der Tsche­cho­slo­wa­ken die Abtre­tung des Sude­ten­lands an das Deut­sche Reich beschlos­sen, um den Welt­frie­den zu retten.

Die meis­ten Deut­schen atmen auf — es wird kei­nen Krieg geben.
Glau­ben sie.

Am 1. Okto­ber 1938 zie­hen sich tsche­cho­slo­wa­ki­sche Grenz­pos­ten aus den sude­ten­deut­schen Gebie­ten zurück. Die ers­ten Ver­bän­de der deut­schen Wehr­macht tau­chen hin­ter der ehe­ma­li­gen deutsch-tsche­cho­slo­wa­ki­schen Gren­ze auf. Die sude­ten­deut­sche Bevöl­ke­rung jubelt.
(Zumin­dest der größ­te Teil — wer sich zu den sude­ten­deut­schen Sozi­al­de­mo­kra­ten, Kom­mu­nis­ten oder Juden zählt, tat gut dar­an, jetzt schleu­nigst zu verschwinden.)

Dies sei nun die letz­te For­de­rung, die er an die Welt zu stel­len habe, ver­kün­det Hit­ler kurz nach der Besetzung.

Es ist wie so oft eine Lüge.

Sudetenland Konrad Henlein Heim ins Reich 1938 Generationengespräch
Staats­be­such des Reichs- und Preu­ßi­schen Minis­ters des Innern Dr. Frick in Süd­deutsch­land (ohne Orts­an­ga­ben), 23 Sep­tem­ber 1938, unbe­kann­ter Foto­graf. Abge­bil­det: ? , v. Bom­hard, Krebs, Dr. Stuck­art, Hen­lein (2.v.r.), Frick ( 1.v.r.); Frick, Wil­helm Dr.: NSDAP, MdR, Reichs­in­nen­mi­nis­ter, 1946 hin­ge­rich­tet, Hen­lein, Kon­rad: Reichs­kom­mis­sar, Gau­lei­ter im Sude­ten­land, Bom­hard, Adolf von: Gene­ral­leut­nant, Chef der Ord­nungs­po­li­zei, Bür­ger­meis­ter Prien am Chiem­see; Bun­des­ar­chiv, Bild 121‑0009 / CC-BY-SA 3.0

Was nach dem Münch­ner abkom­men geschah

Der 1. Okto­ber 1938 war erst der Beginn der Auf­lö­sung der tsche­cho­slo­wa­ki­schen Repu­blik, denn auch ande­re Staa­ten beglei­chen jetzt alte offe­ne Rech­nun­gen.
Einen Tag nach der Beset­zung des Sude­ten­lan­des mar­schiert die pol­ni­sche Armee – ohne Man­dat der Welt­ge­mein­schaft – in das seit lan­gem umstrit­te­ne Olsa­ge­biet ein. Kur­ze Zeit spä­ter muss ein Teil der Slo­wa­kei an das mit dem Deut­schen Reich ver­bün­de­te Ungarn abge­tre­ten wer­den.

Die Slo­wa­kei ernennt eine Teil­re­gie­rung, die beim nächs­ten Coup Hit­lers – der „Zer­schla­gung der Rest-Tsche­chei” behilf­lich ist.
Zu die­sem Zeit­punkt ist Prä­si­dent Beneš längst zurück­ge­tre­ten und ins Lon­do­ner Exil geflüch­tet.
Nach 1945 kehrt er zurück und spielt mit sei­nen Dekre­ten eine maß­geb­li­che Rol­le bei der Ver­trei­bung der Sude­ten­deut­schen nach 1945.

Zum Dank für sei­nen Ein­satz als Brand­stif­ter wur­de Kon­rad Hen­lein zum Reichstatt­hal­ter und Gau­lei­ter ernannt, tritt aber kaum noch in Erschei­nung.

1945 nimmt er sich im Alter von 47 Jah­ren das Leben

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2014 (über­ar­bei­tet 2024) 

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Wirt­schaft­lich stand das Drit­te Reich nie auf siche­ren Bei­nen. Die Öko­no­mie im Natio­nal­so­zia­lis­mus war von Anfang an auf Täu­schung und Expan­si­on – Krieg – gebaut. Über Auto­bah­nen, Arbeits­schlach­ten, MeFo-Wech­sel, Lügen und Täu­schun­gen – ohne die Hit­lers Weg in den Krieg nie funk­tio­niert hät­te.
Auto­bahn und Mefo-Wech­sel: Adolf Hit­ler, die deut­sche Wirt­schaft und der Weg in den 2. Weltkrieg 

 Buch- und Filmempfehlungen:

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Der BBC-Jour­na­list Tim Mar­shall
mit einem span­nen­den Blick durch die “Geo­gra­phie-Bril­le” hin­ter die Kulis­se von Geschich­te und Welt­po­li­tik. Denn oft geht es nicht nur um Macht, Eth­ni­en und Welt­an­schau­un­gen, son­dern schlicht um Sicher­heit — Gebir­ge, Flüs­se, Mee­re. Span­nen­de Zusam­men­hän­ge und his­to­ri­sche Ent­wick­lun­gen inter­es­sant und sehr nach­voll­zieh­bar erklärt.

Tim Mar­shall, Die Macht der Geo­gra­phie*,  dtv Ver­lags­ge­sell­schaft, 2017 

Der bri­ti­sche Wirt­schafts­his­to­ri­ker Adam Too­ze über Hit­lers Welt­bild, das nicht nur vom Ras­sen­wahn geprägt war, son­dern auch im hohen Maß öko­no­mi­sche Über­le­gun­gen mit ein­be­zo­gen hat. Deutsch­land soll­te nicht nur eine mili­tä­ri­sche, son­dern auch eine wirt­schaft­li­che Super­macht wer­den — kos­te es, was es wol­le. Ein neu­er, bis­lang ziem­lich ver­nach­läs­sig­ter Aspekt — lesens­wert!
Adam Too­ze, Öko­no­mie der Zer­stö­rung. Die Geschich­te der Wirt­schaft im Natio­nal­so­zia­lis­mus*. Pan­the­on Ver­lag, 2018 

Die Zwi­schen­kriegs­zeit 1918 bis 1939.
Nicht von Wis­sen­schaft­lern und His­to­ri­kern erklärt, son­dern durch Zeit­zeu­gen anhand von Tage­bü­chern, Brie­fen und Foto­gra­fien erzählt. Spiel­sze­nen wech­seln sich mit alten Film­auf­nah­men ab — eine sehr sehens­wer­te und authen­ti­sche Mischung von Geschich­ten und Geschich­te, die uns die­se Zeit mit ihren Träu­men und Abgrün­den her­vor­ra­gend nahe bringt.

Krieg der Träu­me 1918–1939 [3 DVDs]*, 2018, FSK 12 

Ein sehr lesens­wer­ter Geschichts-Thril­ler über die letz­ten 10 Wochen der Wei­ma­rer Repu­blik. Fak­ten­reich und span­nend wird das zähe Rin­gen aller Akteu­re — Hin­den­burg, Hit­ler, Papen, Schlei­cher — um die Macht beschrie­ben. Ein tol­les Lese­er­leb­nis; nur scha­de, dass alles so wahr ist und in die größ­te Kata­stro­phe der deut­schen Geschich­te geführt hat.

Rüdi­ger Barth, Hau­ke Fried­richs, Die Toten­grä­ber: Der letz­te Win­ter der Wei­ma­rer Repu­blik*, S. FISCHER Ver­lag, 2018 

Die Macht­er­grei­fung 1933, der Mythos ‘Auto­bahn­bau’, Röhm-Putsch -
und vie­les mehr über­sicht­lich und sehr infor­ma­tiv beschrie­ben und mit tol­len Bil­dern gezeigt. Der Wer­de­gang Hit­lers und der NSDAP und die ersten1000 Tage des Nazi-Regimes in span­nen­den Tex­ten und Fotos — sehr lesens­wert!

GEO Epo­che, Deutsch­land unter dem Haken­kreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ers­ten 1000 Tage der Dik­ta­tur*, Gru­ner + Jahr, 2013 

Die gewal­ti­gen Tur­bu­len­zen in der euro­päi­schen Geschich­te von 1914 bis 1949 
meis­ter­haft, fun­diert und fes­selnd erzählt.
Ein tol­ler Ein­stieg, aber auch vie­le neue und inter­es­san­te Aspek­te für alle, die sich schon inten­siv mit die­ser Epo­che befasst haben.

Ian Kers­haw, Höl­len­sturz: Euro­pa 1914 bis 1949*. Pan­the­on Ver­lag, 2017 

 Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Trom­meln in der Nacht: Am 30. Sep­tem­ber 1938 wur­de nach mona­te­lan­ger Kri­se das „Münch­ner Abkom­men“ zwi­schen Eng­land, Frank­reich, Ita­li­en und Deutsch­land geschlos­sen. Die Welt und vie­le Deut­sche hof­fen, dass durch die Abtre­tung der sude­ten­deut­schen Gebie­te Hit­lers Gier end­lich gestoppt, der Frie­den geret­tet wäre. Ein Zeit­zeu­gen­be­richt.
Trom­meln in der Nacht: Der 30. Sep­tem­ber 1938

Hit­ler und die Bri­ten: In den 1930er Jah­ren wirbt der „Füh­rer“ für ein deutsch-bri­­­ti­­­sches Bünd­nis und ganz abge­neigt ist man zumin­dest in Tei­len der bri­ti­schen Upper­class nicht. Über blau­blü­ti­ge Hit­­­ler-Fans in Groß­bri­tan­ni­en, die bri­ti­sche Appease­­­ment-Poli­­­tik und wes­halb Beschwich­ti­gung meis­tens nicht die bes­te Ant­wort auf Erpres­sung ist.
Appease­ment: Hit­ler und die Briten

Die Frau­en der Nazis: Aus­ge­rech­net im Herbst 1938 eska­liert die Ehe­kri­se zwi­schen Joseph und Mag­da Goeb­bels wegen der tsche­cho­slo­wa­ki­schen Schau­spie­le­rin Lida Baa­ro­vá. Über Hit­lers Pro­pa­g­an­da­chef, sei­ne Lieb­schaf­ten und sei­ne Mani­pu­la­tio­nen:
Mag­da Goeb­bels (2): “Der Bock von Babelsberg”

Kran­ke Män­ner im wei­ßen Haus: Wood­row Wil­son, John F. Ken­ne­dy, aber auch Frank­lin D. Roo­se­velt waren schwer krank, als sie Ent­schei­dun­gen tref­fen muss­ten, die den Lauf der Welt­ge­schich­te ver­än­dert haben:
Ame­ri­kas kran­ke Prä­si­den­ten — die schwa­chen Sei­ten der Män­ner im Wei­ßen Haus

Ers­ter Welt­krieg: Ein alter Kai­ser, ein aus­ein­an­der­bre­chen­der Viel­völ­ker­staat und jugend­li­che Atten­tä­ter, die bereit sind, für ihre Über­zeu­gung zu mor­den. Das ist der Stoff, aus dem Alb­träu­me sind. Oder Welt­ge­schich­te. Ein Hin­ter­grund­be­richt über die Aus­lö­ser des Ers­ten Welt­krie­ges.
Sis­is Franzl und der gro­ße Knall: Krieg oder Frieden?

Die Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 und ihre Fol­gen: Tat­säch­lich ist der „Schwar­ze Frei­tag“ ein Don­ners­tag. Am 24. Okto­ber 1929 begin­nen an der New Yor­ker Wall Street die Akti­en­kur­se zu rut­schen. Gegen Mit­tag wird aus Ner­vo­si­tät Panik, der Dow Jones sackt ab, der Han­del bricht mehr­mals zusam­men. Der Crash wird schließ­lich zur Wirt­schafts­kri­se, als jeder ver­sucht zu ret­ten, was noch zu ret­ten ist — egal, zu wel­chem Preis.
Der schwar­ze Frei­tag. Vom Bör­sen­krach zur Weltwirtschaftskrise.

Flucht und Ver­trei­bung: Von ‚Will­kom­mens-Kul­tur‘ kann kei­ne Rede sein, als in den Jah­ren zwi­schen 1944 und 1950 rund 12 Mil­lio­nen Deut­sche und Deutsch­stäm­mi­ge aus Ost­preu­ßen, Pom­mern, Schle­si­en und dem Sude­ten­land in den Wes­ten flie­hen. In den Augen vie­ler Ein­hei­mi­scher sind sie die „Pola­cken“, die ihnen das Weni­ge, das sie nach dem ver­lo­re­nen Krieg noch haben, weg­neh­men wol­len.
Ihr Flücht­lin­ge! 

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„Kohen ist nicht zu fas­sen.“ Ein Por­trät Kon­rad Hen­leins. Welt ‚1999:
https://​www​.welt​.de/​p​r​i​n​t​-​w​e​l​t​/​a​r​t​i​c​l​e​5​8​1​1​9​2​/​K​o​h​e​n​-​i​s​t​-​n​i​c​h​t​-​z​u​-​f​a​s​s​e​n​.​h​tml

 Bildnachweise:

Beset­zung der Tsche­cho­slo­wa­kei durch die deut­schen Trup­pen, Okto­ber 1938, UBz: Ein­woh­ner von Eger beim Ein­rü­cken deut­scher faschis­ti­schen Ver­bän­de. Her­aus­ga­be­da­tum: 5. Okto­ber 1938, Scherl / Welt­bild, Bun­des­ar­chiv, Bild 183-H13160 / CC BY-SA 3.0
Der ers­te Prä­si­dent der Tsche­cho­slo­wa­kei, Tomáš Gar­ri­gue Masa­ryk, 1918, gemein­frei
Sprach­ver­tei­lung in der Tsche­cho­slo­wa­kei um 1930, „Tsche­cho­slo­wa­kei Sprach­ver­tei­lung um 1930 — erstellt 2008–10-29“ von deri­va­ti­ve work: Hen­ry Mühl­pfordt (talk)Czechoslovakia1930linguistic.jpg: Mari­usz Pazdzio­ra — Czechoslovakia1930linguistic.jpg. Lizen­ziert unter CC BY 3.0 über Wiki­me­dia Com­mons
Kon­rad Hen­lein in Kar­l­o­vy Vary (Karls­bad), 1937, unbe­kann­ter Foto­graf, gemein­frei
Edvard Beneš – Zwei­ter Prä­si­dent der Repu­blik Tsche­cho­slo­wa­kei, gemein­frei
Staats­be­such des Reichs- und Preu­ßi­schen Minis­ters des Innern Dr. Frick in Süd­deutsch­land (ohne Orts­an­ga­ben), 23 Sep­tem­ber 1938, unbe­kann­ter Foto­graf. Abge­bil­det: ? , v. Bom­hard, Krebs, Dr. Stuck­art, Hen­lein (2.v.r.), Frick ( 1.v.r.); Frick, Wil­helm Dr.: NSDAP, MdR, Reichs­in­nen­mi­nis­ter, 1946 hin­ge­rich­tet, Hen­lein, Kon­rad: Reichs­kom­mis­sar, Gau­lei­ter im Sude­ten­land, Bom­hard, Adolf von: Gene­ral­leut­nant, Chef der Ord­nungs­po­li­zei, Bür­ger­meis­ter Prien am Chiem­see; Bun­des­ar­chiv, Bild 121‑0009 / CC-BY-SA 3.0

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4230coo­kie-checkBie­der­mann oder Brand­stif­ter: Kon­rad Hen­lein

3 Kommentare zu „Biedermann oder Brandstifter: Konrad Henlein“

  1. Till Konrad Dehmel

    Kon­rad Hen­lein war mein Tauf­pa­te. Lei­der habe ich das erst erfah­ren, als er und auch mei­ne Eltern gestor­ben waren. Ich hät­te ger­ne mehr über ihn erfah­ren. Wenn noch Nach­kom­men leben, wür­de ich ger­ne Kon­takt mit die­sen aufnehmen.
    T.D. geb. 21.08.1938 in Dresden

  2. In dem Satz, in dem von Wohl­stand, wirt­schaft­li­chen Erfol­gen u. fast Voll­be­schäf­ti­gung im deut­schen Reich die Rede ist, müss­te jeweils das Wort “schein­bar” ein­ge­fügt wer­den. Der Satz zeigt so, dass die Nazi-Pro­pa­gan­da immer noch wirk­sam ist. Zwar ist in den Wochen unmit­tel­bar nach der Macht­er­grei­fung die Arbeits­lo­sig­keit stark zurück­ge­gan­gen, was aber wohl kaum das ver­dienst der neu­en Regie­rung war, aber danach ist die Arbeits­lo­sig­keit bis zum Kriegs­aus­bruch immer noch hoch geblie­ben, obwohl 3 Jahr­gän­ge jun­ger Män­ner und ein Jahr­gang jun­ger Frau­en vom Arbeits­markt genom­men waren. Im März 1939 konn­te das Deut­sche Reich die Zah­lungs­un­fä­hig­keit nur durch die Ein­nah­me der tsche­chi­schen Gold- u. Devi­sen­re­ser­ven vermeiden.
    Die Sol­da­ten aus dem Reich kehr­ten reich­be­packt nach Hau­se zurück, denn sie konn­ten in der Tsche­chei vie­le Waren kau­fen, die es zu Hau­se gar nicht oder nur ein­ge­schränkt oder viel teu­rer gab.
    “Die einen kamen heim ins Reich, die ande­ren reich ins Heim”

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